RSV-Impfung und RSV-Prophylaxe: Warum vor RSV schützen?
Die STIKO empfiehlt zum einen die RSV-Prophylaxe (passive Immunisierung) für Neugeborene und Säuglinge und zum anderen die RSV-Impfung für Menschen ab 75 Jahren bzw. bei bestimmten Risiken bereits ab 60 Jahren.
Direkt zu RSV-Prophylaxe für Neugeborene und Säuglinge
Direkt zu RSV-Impfung für ältere Menschen ab 75 Jahren (bzw. ab 60 Jahren bei bestimmten Risiken)
RSV
RS-Viren (Respiratorische Synzytial-Viren) sind weltweit verbreitete Erreger, die akute Erkrankungen der oberen und unteren Atemwege in jedem Lebensalter auslösen können. Besonders große Bedeutung haben sie als Verursacher von Atemwegsinfektionen bei Säuglingen, Kleinkindern und auch älteren Erwachsenen.
Bis zum Alter von 2 Jahren haben die meisten Kinder bereits einmal eine RSV-Infektion durchgemacht. Allerdings besteht nach einer Infektion keine langfristige Immunität, weshalb man sich mehrmals im Leben infizieren kann. Die Erkrankungssymptome und auch das saisonale Auftreten sind ähnlich wie bei Influenza.
Fakten zu RSV
- Erkrankungen durch das RS-Virus treten vor allem im Herbst und Winter auf. Die RSV-Saison dauert in der Regel von Oktober bis März.
- Übertragen wird das Virus hauptsächlich durch Tröpfcheninfektion. Auch eine Übertragung durch Schmierinfektionen ist möglich. Die Inkubationszeit beträgt etwa 2 bis 8 Tage (im Mittel 5 Tage).
- Infizierte sind oft schon einen Tag nach der Ansteckung infektiös, also bereits vor dem Auftreten von ersten Symptomen. Auch symptomlos Infizierte können die Infektion weitergeben.
- Zu den Risikogruppen für schwere Verläufe gehören neben Säuglingen vor allem Seniorinnen und Senioren. Besonders gefährdet sind Säuglinge mit angeborener Grunderkrankung und Menschen in höherem Alter, die zusätzlich an einer schweren chronischen Grunderkrankung oder einer Immunschwäche leiden.
- RSV-Infektionen sind in Deutschland die häufigste Ursache für Krankenhausbehandlungen von Säuglingen.
- Seit Juli 2023 ist RSV beim Gesundheitsamt meldepflichtig.
RSV-Prophylaxe für Neugeborene und Säuglinge
Was bedeutet RSV-Prophylaxe?
Die RSV-Prophylaxe ist eine passive Immunisierung gegen das RS-Virus. Sie wird wie eine Impfung durch eine Spritze verabreicht. Da direkt fertige Antikörper injiziert werden, schützt die RSV-Prophylaxe sofort nach der Verabreichung davor, dass sich das RS-Virus im Körper ausbreiten kann. Im Vergleich dazu muss bei einer klassischen Impfung zur aktiven Immunisierung der Körper erst selbst Antikörper bilden.
Die RSV-Prophylaxe senkt das Risiko für schwere Krankheitsverläufe. Säuglinge, die eine RSV-Prophylaxe erhalten haben, müssen seltener wegen einer RSV-Erkrankung im Krankenhaus behandelt werden.
RSV-Symptome und mögliche Folgen für Säuglinge
RSV-Erkrankungen können sehr unterschiedlich verlaufen: von einer relativ einfachen Atemwegsinfektion mit Erkältungssymptomatik bis hin zu einer schweren beatmungspflichtigen Erkrankung der unteren Atemwege. Die erste Infektion mit RSV führt fast immer zu einer symptomatischen Erkrankung.
Leichte Verläufe zeigen die Symptome einer Erkältung. Mittelohrentzündungen im Säuglings- und Kleinkindalter sind ebenso häufig die Folge einer RSV-Infektion. Breitet sich die Infektion auf die unteren Atemwege aus, können Säuglinge eine Bronchiolitis entwickeln. Zeichen dafür sind oft ein kränklicher Allgemeinzustand, Atembeschwerden und Schwierigkeiten bei der Nahrungsaufnahme. Auch Lungenentzündungen können bei einem schweren Verlauf auftreten. Diese Verläufe machen oft eine Behandlung im Krankenhaus notwendig. In Deutschland ist das RS-Virus der häufigste Grund für stationäre Einweisungen von Säuglingen.
Empfehlungen zur RSV-Prophylaxe für Säuglinge
- Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt seit Juni 2024 allen Neugeborenen und Säuglingen in ihrer ersten RSV-Saison die RSV-Prophylaxe mit dem Wirkstoff Nirsevimab. Es handelt sich um einen monoklonalen Antikörper gegen RSV, der zu einer passiven Immunisierung führt. Der empfohlene Zeitpunkt für die RSV-Prophylaxe ist abhängig vom Geburtsmonat des Kindes:
- Geburt April bis September: Verabreichung der Prophylaxe möglichst im Herbst vor Beginn der 1. RSV-Saison im Zeitraum zwischen September bis November
- Geburt Oktober bis März: Verabreichung der Prophylaxe möglichst schnell nach der Geburt (z.B. zur U2)
- Für Kinder, die bereits eine nachgewiesene RSV-Infektion durchgemacht haben, ist in der Regel keine Prophylaxe erforderlich, ebenso für gesunde Neugeborene, deren Mütter während ihrer Schwangerschaft eine RSV-Impfung erhalten haben.*
- Für Kinder mit Risiken wie Frühgeburt, bronchopulmonaler Dysplasie, schweren angeborenen Herzfehlern, Chromosomenaberrationen oder angeborener Immunschwäche ist Nirsevimab auch in der zweiten RSV-Saison zugelassen.
- Die RSV-Prophylaxe kann gleichzeitig mit oder in beliebigem Abstand zu den Standardimpfungen des Säuglingsalters verabreicht werden.
*Es ist bereits ein Impfstoff zugelassen, bei dem die Schwangere in der 24. bis 36. Schwangerschaftswoche geimpft werden kann, um den Säugling nach der Geburt gegen RSV zu schützen. Aufgrund der noch nicht ausreichenden Datenlage wird dieser maternale Impfstoff von der STIKO bislang nicht empfohlen.
RSV-Prophylaxe für Säuglinge: Mögliche Reaktionen
Die passive Immunisierung für Neugeborene und Säuglinge mit Nirsevimab wird in der Regel gut vertragen. Nach der Injektion können Schmerzen, eine Rötung oder Schwellung der Injektionsstelle auftreten, die jedoch in der Regel innerhalb weniger Tage abklingen
Weitere Informationen zu sehr seltenen Impfreaktionen und Nebenwirkungen finden Sie in den Fachinformationen der jeweiligen Impfstoffe, auf den Internetseiten des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI) und der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA).
RSV-Impfung für ältere Menschen
RSV-Symptome und mögliche Folgen für ältere Menschen
RSV-Erkrankungen können sehr unterschiedlich verlaufen: von einer relativ einfachen Atemwegsinfektion mit Erkältungssymptomatik bis hin zu einer schweren beatmungspflichtigen Erkrankung der unteren Atemwege. Manche Infektionen bei Erwachsenen verlaufen auch asymptomatisch.
Leichte Verläufe zeigen die Symptome einer Erkältung. Breitet sich die Infektion auf die unteren Atemwege aus, kann es zu einer Lungenentzündung kommen. Diese schweren Verläufe machen oft eine Behandlung im Krankenhaus notwendig.
Menschen ab 75 Jahren oder mit schweren Vorerkrankungen oder Immundefizienz haben ein besonderes Risiko für einen schweren Verlauf und die Entwicklung einer Lungenentzündung. Eine vorbestehende Grunderkrankung des Herzens oder der Lunge, z.B. Herzmuskelschwäche oder eine chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD), kann durch eine RSV-Infektion verschlechtert werden.
Empfehlungen zur RSV-Impfung für ältere Menschen
Zum Schutz vor schweren RSV-Erkrankungen und zur Reduzierung der Krankenhauseinweisungen hat die STIKO seit August 2024 eine Empfehlung für eine Impfung für einen proteinbasierten Impfstoff gegen RSV ausgesprochen. Die Impfung wird empfohlen als
- Standardimpfung: für alle Menschen ab 75 Jahren
- Indikationsimpfung: für Personen ab dem 60. Lebensjahr, wenn diese in einer Pflegeeinrichtung leben oder eine schwere Grunderkrankung der Atmungsorgane, des Herzens, der Nieren haben, an einer neurologischen Erkrankung, Krebs oder Diabetes mellitus leiden oder bei bekannter Immunschwäche
Die Impfung wird einmalig intramuskulär verabreicht. Für einen bestmöglichen Schutz sollte die einmalige RSV-Impfung möglichst vor der RSV-Saison erfolgen, also im September/Anfang Oktober. Zum aktuellen Zeitpunkt empfiehlt die STIKO keine Auffrischimpfungen.
RSV-Impfung für ältere Menschen: Mögliche Reaktionen
Beide proteinbasierten Impfstoffe für die Immunisierung von Seniorinnen und Senioren sind in der Regel gut verträglich. Schmerzen und Rötung an der Einstichstelle sind häufig, jedoch sind auch Impfreaktionen wie Kopf- und Gliederschmerzen oder leichtes Fieber möglich. Diese gehen jedoch innerhalb weniger Tagen zurück.
In den Zulassungsstudien und auch in der Postmarketing-Überwachung in den USA wurde ein erhöhtes Auftreten des Guillain-Barré-Syndroms (GBS), einer neurologischen Erkrankung, im zeitlichen Zusammenhang zur Impfung beobachtet (bis zu 25 GBS-Fälle pro 1 Mio. verabreichter Impfungen). Hier findet eine kontinuierliche Überwachung und (Neu)Bewertung der Impfstoffsicherheit statt.
Weitere Informationen zu sehr seltenen Impfreaktionen und Nebenwirkungen finden Sie in den Fachinformationen der jeweiligen Impfstoffe, auf den Internetseiten des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI) und der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA).
Quellen:
- www.impfen-info.de - abgerufen am 17.12.2024
- Aktuelle STIKO-Empfehlungen – Epidemiologisches Bulletin 04/2025 - abgerufen am 05.02.2025
- RKI: Antworten auf häufig gestellte Fragen zur Schutzimpfung gegen RSV - abgerufen am 05.02.2024
- RKI: Epidemiologisches Bulletin 32/2024 zur einmaligen RSV-Impfung für alle ≥ 75-Jährigen sowie Indikationsimpfung für 60- bis 74 -Jährige mit Risikofaktoren - abgerufen am 05.02.2025
- RKI: Faktenblatt zur RSV-Impfung für ältere Menschen - abgerufen am 17.12.2024
- RKI: Faktenblatt zur RSV-Prophylaxe für Säuglinge - abgerufen am 17.12.2024
- RKI: Antworten auf häufig gestellte Fragen zur RSV-Prophylaxe - abgerufen am 5.2.2025