Impfen in Deutschland

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Aktuelle Situation in Deutschland

HPV-Infektionen

Da HPV-Infektionen und HPV-assoziierte Erkrankungen in Deutschland nicht meldepflichtig sind (§§6, 7 Infektionsschutzgesetz), werden keine routinemäßigen Daten zur HPV-Krankheitslast erhoben. Es gibt jedoch einzelne Studien, die sich mit der Häufigkeit von HPV-Infektionen in der Bevölkerung befasst haben.

Die von den Niedrigrisiko-HPV-Typen verursachten Genitalwarzen treten bei etwa 1-2% der sexuell aktiven Erwachsenen zwischen dem 15. und 49. Lebensjahr auf. Die Daten aus Deutschland zeigen eine geschätzte Inzidenz von 170 Fällen pro 100.000 Personenjahre (definiert als Jahre, in denen die Personen während der Studie unter Beobachtung standen) und ein Lebenszeitrisiko von 5-10%. Unter Frauen war die Inzidenz mit 627 Fällen pro 100.000 Personenjahre in der Altersgruppe der 20- bis 24-Jährigen am höchsten, bei den Männern mit 457 Fällen pro 100.000 Personenjahre bei den 25- bis 29-Jährigen.

Eine bevölkerungsbasierte Erhebung in Deutschland aus den Jahren 2010-2012 zeigte, dass zum Studienzeitpunkt 35% der Frauen im Alter von 20-25 Jahren mit einem (transienten oder persistierenden) Hochrisiko-HPV-Typ infiziert waren. In einer Folgestudie aus dem Jahr 2017/18 wurde bei 4,9% der Geimpften und 10,3% der Ungeimpften HPV16 und/oder HPV 18 nachgewiesen. In der Studie im Jahr 2010-12 lag die Prävalenz noch bei 22,5% unter den ungeimpften Teilnehmerinnen.

HPV-bedingte Tumoren

Während im Bereich der Zervix nahezu alle Karzinome durch eine HPV-Infektion verursacht werden, betrifft dies bei den anderen Tumorlokalisationen Vagina, Vulva, Penis, Anus und Mund-Rachen-Raum variierend hohe Anteile. Bei den Karzinomen der Vagina und des Anus liegt der HPV-verursachte Anteil an Neuerkrankungen zwischen etwa 80% (Vagina) und 90% (Anus). Die Plattenepithelkarzinome von Vulva und Penis sind zu je etwa 30% HPV-bedingt. Für Plattenepithelkarzinome im Mund-Rachenraum (Oropharynx) wird von einem HPV-bedingten Anteil von etwa 40% ausgegangen.

In Deutschland erkrankten 2019 etwa 7.000 Frauen und 2.000 Männer an Karzinomen, für die eine HPV-Infektion als Ursache angenommen werden kann. Den größten Anteil an den HPV-bedingten Neuerkrankungen nehmen bei Frauen mit etwa 4.500 gemeldeten Fällen im Jahr weiterhin die Zervixkarzinome ein. Bei den Männern ist das Oropharynxkarzinom mit über 1.100 Neuerkrankungen die häufigste der HPV-attributablen Krebserkrankungen. 

Nicht berücksichtigt in den Berechnungen zu HPV-bedingten Tumoren sind die sehr viel häufigeren Krebsvorstufen im Ano-Genitalbereich. Aufgrund einer HPV-bedingten höhergradigen zervikalen Neoplasie bedürfen in Deutschland jährlich ca. 56.000 junge Frauen einer Konisation (kegelförmiges Ausschneiden des Gebärmutterhalses), mit einem Häufigkeitsgipfel bei den 30- bis 34-Jährigen. Studien zeigen, dass Frauen nach einer Konisation ein höheres Risiko für Frühgeburten haben (siehe Informationen zu Konisation unter folgendem Link: Therapie von Krebsvorstufen).

HPV-Impfwissen und Akzeptanz der HPV-Impfung

Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) führt bundesweite Repräsentativbefragungen zu verschiedenen Themenfeldern durch. So werden beispielsweise Kenntnisse und Einstellung der Bevölkerung zu HPV und der HPV-Impfung sowohl in den regelmäßigen Umfragen zum Infektionsschutz als auch bei Erhebungen zur sexuellen Gesundheit und sexuell übertragbaren Krankheiten erfasst.

Die Datenerhebungen dienen als Basis für die gezielte Weiterentwicklung und Planung zukünftiger Initiativen zur Erhöhung der Impfquoten in der Bevölkerung. Sie umfasst die Feststellung des Wissensstands sowie die Identifizierung von Hindernissen und möglichen Vorbehalten gegenüber Impfungen im Kindes- und Erwachsenenalter im Allgemeinen. Zudem erfolgt eine Bewertung bestehender Maßnahmen und Aktivitäten. Die Einschätzung der Wichtigkeit von Schutzimpfungen ist ein zentraler Indikator für die allgemeine Impfbereitschaft in der Bevölkerung. Daher zielen die Aufklärungs- und Informationsmaßnahmen der BZgA darauf ab, den Anteil der Bevölkerung zu steigern, der Impfungen positiv gegenübersteht.

Im Folgenden sind die Ergebnisse der aktuellsten Befragungen der BZgA hinsichtlich HPV beschrieben:

BZgA-Repräsentativbefragungen zum Infektionsschutz

Die BZgA führt seit 2012 Befragungen zu den von der STIKO empfohlenen Impfungen bei ca. 5.000 16- bis 85-Jährigen mittels computerassistierter Telefoninterviews (CATI) durch. Mit Blick auf den Infektionsschutz im Kindesalter werden außerdem seit 2016 die Einstellungen der Eltern 0- bis 13-jähriger Kinder zum Thema Impfungen im Kindesalter differenziert erfasst. Die Stichprobe ist repräsentativ und wird nach Region, Alter, Geschlecht sowie allgemeiner Schulbildung auf Grundlage amtlicher Daten des Statistischen Bundesamtes (Bevölkerungsfortschreibung, Mikrozensus) gewichtet.

Die regelmäßigen Umfragen haben das Ziel, Veränderungen bezüglich der Einstellung, des Wissens und des Verhaltens der Bevölkerung zu Impfungen im Zeitverlauf zu ermitteln. Im Jahr 2022 erfolgte die zum jetzigen Zeitpunkt aktuellste veröffentlichte Repräsentativbefragung zum Infektionsschutz, die auch Fragen zur HPV-Impfung enthielt (BZgA-Website: Repräsentativbefragungen zum Infektionsschutz).

Im Rahmen der Untersuchung werden die Befragten gebeten anzugeben, wie wichtig ein Impfschutz für Erwachsene gegen HPV ist. Demnach halten 53 Prozent der Befragten (n=5.000) die Impfung gegen HPV für „(besonders) wichtig“. Bei der Einschätzung der Wichtigkeit der Impfung gegen HPV trauen sich die Befragten vergleichsweise häufig (30 %) kein Urteil zu („weiß nicht“). Im Vergleich zum Vorjahr (2021) ist hier kein signifikanter Trend zu verzeichnen. Die Frage nach der Wichtigkeit des Impfschutzes gegen HPV für Erwachsene wurde erstmals 2012 gestellt, also zu einem Zeitpunkt, an dem die Repräsentativbefragung noch keine Fragen an Eltern 0- bis 13-jähriger Kinder enthielt. Da es keine Standardempfehlung zur HPV-Impfung für Erwachsene gibt, sind die Ergebnisse lediglich als Hinweis zur Entwicklung der allgemeinen Einschätzung der Bedeutung der HPV-Impfung in der Bevölkerung zu verstehen.

In den Jahren 2012 bis 2018 wurden aufgrund der bis dato geltenden Impfempfehlung gegen HPV (nur für Mädchen; siehe Abschnitt Impfung gegen humane Papillomviren) ausschließlich Frauen um ihre Einschätzung der Wichtigkeit der HPV-Impfung gebeten. Seit der Erweiterung der Impfempfehlung auf Jungen im Alter von 9 bis 14 Jahren im Jahr 2018 werden sowohl Frauen als auch Männer hierzu befragt. Durch die veränderte Basis liegen daher keine Vergleichswerte von 2012 bis 2018 vor.

Die Wichtigkeit der HPV-Impfung wird von unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen zum Teil verschieden eingeschätzt.

  • Region: Befragte in Westdeutschland stufen die Impfung gegen HPV häufiger als Befragte in Ostdeutschland als (besonders) wichtig ein (West: 54%, Ost: 46%).
  • Geschlecht: Frauen (60 %) stufen die Schutzimpfung gegen HPV häufiger als Männer (45 %) als „(besonders) wichtig“ ein.
  • Alter: Die Impfung gegen HPV wird vergleichsweise häufig von den 16- bis 44-Jährigen als (besonders) wichtig eingestuft (16- bis 20-Jährige: 71 %; 21- bis 29-Jährige: 71 %; 30- bis 44-Jährige: 63 %; 45- bis 59-Jährige: 48 %, 60- bis 85-Jährige: 38 %).
  • Schulbildung: Je höher der formale Schulabschluss ist, umso häufiger geben die Befragten an, dass sie die Impfung gegen HPV für „(besonders) wichtig“ halten (Hauptschule: 45 %; mittlerer Abschluss: 49 %; Abitur/Studium: 60 %).
  • Elternschaft: Die befragten Eltern mit Kindern bis 13 Jahre schätzen die Impfung gegen HPV häufiger (62 %) als Befragte ohne Kinder in diesem Alter (50 %) als „besonders wichtig“ ein.

Rund zwei Drittel der befragten Eltern von Kindern im Alter von 0 bis 13 Jahre (n=1.046) erachten die Impfung gegen HPV (63 %) als unbedingt notwendig für ihr Kind. Im Vergleich zur Vorgängerbefragung ist dieser Anteil leicht, wenn auch nicht signifikant, gesunken (2021: 70%).

Weitere Informationen zu den Repräsentativbefragungen zum Infektionsschutz finden Sie hier.

BZgA-Repräsentativbefragung zu sexueller Gesundheit und sexuell übertragbaren Infektionen

Zusätzlich zu den Befragungen zum Infektionsschutz erfasst die BZgA die Bekanntheit von HPV und der HPV-Impfung in anderen Studienformaten. Zwischen 1987 und 2016 führte die BZgA eine jährliche telefonische Repräsentativbefragung zu „Wissen, Einstellungen und Verhalten zum Schutz vor HIV/AIDS und anderen sexuell übertragbaren Infektionen (STI)“ durch, die auch Fragen zu HPV und zur HPV-Impfung beinhaltete.

Im Jahr 2023 wurde der Fragebogen komplett überarbeitet und mit neuer Methodik (Online-Befragung) durchgeführt. Zwischen dem 6. und 18. Dezember 2023 wurden 4.640 Personen ab dem Alter von 16 Jahren zu Aspekten sexueller Gesundheit, mit einem Schwerpunk auf sexuell übertragbaren Infektionen (STI), befragt. Dies erfolgte durch computergestützte webbasierte Online-Interviews (CAWI). Für die Auswertungen wurden die Daten nach den Merkmalen Alter, Geschlecht, Bundesland, Bildung und Haushaltsgröße gewichtet, sodass sie den Angaben des Statistischen Bundesamtes entsprechen. Hier werden erste Ergebnisse zu HPV und zur HPV-Impfung aus dieser Befragung aufgeführt (Gerlich et al., Posterabstract P03-12, Abstractband 8. NIK 2024).

In einer offenen, ungestützten Abfrage zur Bekanntheit von STI nannten 6% HPV/Genital-/Feigwarzen/Kondylome (Frauen 7%, Männer 4%). Somit kam HPV (Genital-/Feigwarzen/­Kondylome) nur relativ wenigen der Befragten spontan in den Sinn.

Bei einer gestützten Abfrage waren es deutlich mehr, aber immer noch weniger als die Hälfte, gerade bei den Männern: 40% haben die Frage bejaht „Haben Sie schon einmal von Humanen Papillomviren/HPV/Genital-/Feigwarzen/Kondylome gehört oder gelesen?“ (48% der Frauen, 32% der Männer). 39% der 16- bis 25-Jährigen haben schon einmal davon gehört oder gelesen; der höchste Wert lag in den Altersgruppen 26 bis 35 und 36 bis 45 (jeweils 52%).

61% war bekannt, dass sich Mädchen/junge Frauen zwischen 9 und 17 Jahren kostenlos gegen HPV, z.B. zum Schutz vor Gebärmutterhalskrebs, impfen lassen können (75% der Frauen, 47% der Männer). Die Bekanntheit war bei den 16-19-Jährigen mit 76% am höchsten. 33% war vor der Befragung bekannt, dass sich auch Jungen/junge Männer zwischen 9 und 17 Jahren kostenlos gegen HPV zum Schutz vor HPV-bedingten Krebsarten impfen lassen können (42% der Frauen, 23% der Männer). Auch hier war die Bekanntheit bei den 16-19-Jährigen mit 47% am höchsten.

Weitere Informationen zur Online-Befragung finden Sie hier.

Impfquoten

Die Inanspruchnahme der HPV-Impfung in Deutschland wird regelmäßig in der Impfsurveillance des Robert Koch-Instituts (RKI) auf der Basis von Abrechnungsdaten der Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) untersucht. Eine vollständige Impfserie ist definiert als zwei (9-14 Jahre) oder drei Impfdosen (ab 15 Jahre).

Basierend auf den Daten der KV-Impfsurveillance lag die bundesweite Impfquote bei 15-jährigen Mädchen für eine vollständige HPV-Impfserie im Jahr 2021 bei 54%. Seit 2012 steigt die Impfquote jährlich im Vergleich zum jeweiligen Vorjahr im Schnitt um etwa 3 Prozentpunkte. Dieser Anstieg war auch während der COVID-19 Pandemie unverändert zu beobachten. Insgesamt liegt die Impfquote für eine vollständige HPV-Impfserie bei 15-jährigen Mädchen jedoch noch deutlich unter den angestrebten 90%, die im Rahmen der Strategie zur Elimination des Zervixkarzinoms als Public Health Problem angestrebt wird.

Die HPV-Impfung für Jungen wurde erst 2018 von der STIKO empfohlen und die Kosten erst Ende des Jahres erstattet (siehe Empfehlungen der STIKO zur HPV-Impfung). Dementsprechend liegen die HPV-Impfquoten bei den Jungen noch deutlich niedriger als bei den Mädchen. Im Jahr 2021 waren ca. 27% der 15-Jährigen Jungen vollständig gegen HPV geimpft.

Etwa 15% der 15-jährigen Mädchen (jährliche Daten seit 2014) und 13% der 15-jährigen Jungen (jährliche Daten seit 2019) weisen zusätzlich mindestens eine HPV-Impfung auf, beendeten die Impfserie jedoch bis zum Zeitpunkt der Analyse nicht (Abbildung 1).

Regional differieren die Impfquoten einer vollständigen Impfserie der 15-jährigen Mädchen mit bis zu 30 Prozentpunkten zwischen den Bundesländern bzw. auf Landkreisebene bis zu fast 50 Prozentpunkten erheblich: Während die Impfquote in Baden-Württemberg bei 42,4% lag, wies Mecklenburg-Vorpommern eine Quote von 72,2% auf. Zwischen den Landkreisen war die Spanne noch größer: 76,7% vollständig geimpfte 15-jährige Mädchen im LK mit der höchsten Impfquote versus 24,2% mit der niedrigsten Impfquote in Deutschland. Unter den 15-jährigen Jungen waren 3 Jahre nach erstmaliger STIKO-Impfempfehlung 2021 bundesweit 26,5% gegen HPV geimpft, die regionale Spannweite betrug 18,8% (Baden-Württemberg) bzw. 8,4% im LK mit der niedrigsten Impfquote g) bis 42,8% (Mecklenburg-Vorpommern) bzw. 48,9% im Landkreis mit der höchsten Impfquote (Abbildung 2).

Letzte Aktualisierung: 26.07.2024

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