Impfen in Deutschland

Beispiele bestehender HPV-Impfaufklärungsangebote für die Allgemeinbevölkerung

Die Aufklärung zu HPV und zur HPV-Impfung wird in Deutschland von verschiedenen Institutionen und Organisation angeboten. Für die Allgemeinbevölkerung bieten vor allem staatliche Einrichtungen – wie Gesundheitsbehörden und -ministerien auf nationaler, regionaler und lokaler Ebene – Informationen zur HPV-Impfung an. Im Infektionsschutzgesetz (§20 Abs. 1 IfSG) ist die generelle Impfaufklärung als Aufgabe für die BZgA und den öffentlichen Gesundheitsdienst rechtlich verankert (Milbradt & Ludwig, Kapitel 10.4 Impfwesen - Lehrbuch Öffentliche Gesundheit 2024).

Hinzu kommen vertrauenswürdige Informationsangebote zu HPV von nicht-staatlichen Gesundheitsorganisationen. Dazu gehören zum Beispiel das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ), die Deutsche Krebsgesellschaft (DKG), die Deutsche Krebshilfe, ärztliche Selbstverwaltungskörperschaften und Verbände. Zudem weisen einige Krankenkassen ihre Versicherten auf den wichtigen Schutz durch die HPV-Impfung hin.

Die bereitgestellten Informationen können auf den jeweiligen offiziellen Websites verfügbar sein oder in Form von gedruckten Broschüren, Informationsveranstaltungen, Filmen oder Schulungen bereitgestellt werden. Neben diesen industrieunabhängigen Angeboten der behördlichen Öffentlichkeitsarbeit und dem Informationsangebot von nicht-staatlichen Gesundheitsorganisationen bieten auch Impfstoffhersteller Informationsmaterialien zu HPV an, wobei die NaLI – wie oben erwähnt – die Verwendung von Materialien mit Unabhängigkeit von kommerziellen Interessen für eine fundierte Impfaufklärung empfiehlt.

Eine ganz entscheidende Rolle bei der Aufklärung über die HPV-Impfung spielen natürlich die Ärzteschaft und medizinisches Fachpersonal, da sie eine wichtige Vertrauensposition einnehmen (siehe Impfkommunikation und -qualifikation). Sie können Patientinnen in der Praxis individuell beraten, informieren und erinnern sowie mögliche Fragen beantworten.

Im Folgenden werden zur Orientierung und Nachahmung bestehende Kampagnen und Aktionen der HPV-Impfaufklärung beispielhaft aufgeführt und auf allgemein verfügbares, unabhängiges Informationsmaterial hingewiesen. Die Aufzählung ist nicht abschließend, sondern soll den verschiedenen Akteuren im Gesundheitswesen als Anhaltspunkt dienen und zu Ideen für eigene Aktionen anregen. Zum Abschluss wird auf internationale Kampagnen hingewiesen, aus denen – trotz struktureller und möglicherweise kultureller Unterschiede – lehrreiche Schlüsse für Deutschland gezogen werden können.

Allgemeine Aufklärungsangebote

Viele Akteure bieten ein Aufklärungsangebot mit Bezug zu HPV und der HPV-Impfung an. Das HPV-Thema ist dabei entweder eingebettet in Informationen zu verschiedenen Impfthemen oder im Rahmen einer Aufklärung zu Gebärmutterhalskrebs. Beispiele für verlässliche und unabhängige Informationsangebote zu HPV sind nachfolgend benannt.

Aufklärungskampagne der BZgA

Durch ihre allgemein verständliche Form richten sich die Kampagnen der BZgA insbesondere an die Allgemeinbevölkerung. Das HPV-Thema wurde in die BZgA-Initiative LIEBESLEBEN zur Förderung sexueller Gesundheit integriert. Die Website www.liebesleben.de informiert mit dem Fokus Jugendliche und junge Erwachsene zur HPV-Impfung. Zudem gibt es eine Unterseite zur HPV-Impfung, die sich an Eltern richtet und neben FAQ z. B. auch ein Video mit einem Kinder- und Jugendmediziner enthält. Informationen werden zudem als gedruckte Materialien zur allgemeinen Verwendung bereitgestellt (siehe unten). Auch führt die BZgA seit einigen Jahren digitale Anzeigenschaltungen in verschiedenen Formaten über diverse Social-Media-Kanäle für die Zielgruppe Eltern durch. Dabei besteht die Möglichkeit zu kommentieren und Fragen zu stellen, die von der BZgA beantwortet werden. Als Bundesbehörde arbeitet die BZgA gemäß ihrem gesetzlichen Auftrag neutral und unabhängig von finanziellen Interessen der Industrie sowie von Marktinteressen.

Fachliches Informationsangebot des RKI

Das RKI ist die zentrale Einrichtung der Bundesregierung auf dem Gebiet der Krankheitsüberwachung und -prävention. Im Zuge dessen stellt das RKI umfassende Informationen zur HPV-Impfung auf www.rki.de bereit. Dazu gehören ein Ratgeber zu HPV, Antworten auf häufig gestellte Fragen und ein Faktenblatt zur HPV-Impfung. Aufgrund der wissenschaftlichen Darstellung richten sich die Informationen des RKI primär an Fachpersonal. bzw. können von diesem zur Impfaufklärung verwendet werden. Während der COVID-19-Pandemie erlangte das RKI größere Aufmerksamkeit und ist daher auch für die breitere Öffentlichkeit eine Anlaufstelle bei der Informationssuche geworden.

Schwerpunkt-Thema HPV bei der NaLI

Das Bund-/Länder-Gremium informiert auf www.nali-impfen.de zum Impfwesen in Deutschland. Zielgruppen der Website sind neben der Fachöffentlichkeit auch die interessierte Öffentlichkeit. Im Laufe der vergangenen Jahre entwickelte sich HPV zu einem der Schwerpunktthemen der NaLI und Ende 2022 wurde auf Basis einer GMK-Anregung der Beschluss zur Entwicklung des gemeinsamen NaLI-Konzepts zur HPV-Impfung gefasst. Für die Darstellung des Konzepts wurde die Website erweitert und ein eigener Bereich aufgebaut.

Informationskampagnen von Krankenkassen

Einige Krankenkassen bieten ihren Versicherten ebenfalls Informationen zu HPV und der HPV-Impfung an oder führen zum Beispiel Umfragen zum Bekanntheitsgrad der Impfung durch. Zudem stellen sie Informationen zur Verfügung, wenn sie Nachholimpfungen bis über den 18. Geburtstag hinaus übernehmen.

Informationsplattform Gesund.bund.de

Der Service gesund.bund.de des BMG bietet im Rahmen des staatlichen Informationsauftrags eine verlässliche Anlaufstelle für Bürgerinnen und Bürger. Es werden Informationen zu verschiedenen Gesundheitsthemen verständlich vermittelt, mit dem Ziel die Gesundheitskompetenz und Selbstbestimmung der Bevölkerung zu fördern. Das HPV-Thema wird insbesondere im Zuge des Informationsangebots zum Gebärmutterhalskrebs abgebildet (https://gesund.bund.de/gebaermutterhalskrebs#vorbeugung).

Wissenschaftsbasierte Kommunikation des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG):

Das IQWiG ist ein unabhängiges wissenschaftliches Institut, das aus der gesetzlichen Krankenversicherung finanziert wird. Zu seinen gesetzlich festgelegten Aufträgen gehört es, den Nutzen und möglichen Schaden von medizinischen Maßnahmen zu bewerten (www.iqwig.de). Auf www.gesundheitsinformation.de/humane-papillomviren-hpv.html bietet das IQWiG evidenzbasierte Gesundheitsinformationen zu Gebärmutterhalskrebs und der HPV-Impfung für Bürgerinnen und Bürger in einer allgemeinverständlichen Form.

Öffentlichkeitsarbeit industrieunabhängiger wissenschaftlicher Vereinigungen – Beispiel ZERVITA

In der Projektgruppe ZERVITA engagieren sich seit 2006 Vertreter wissenschaftlicher Fachgesellschaften, Berufsverbänden und Krebsorganisationen in der Aufklärung über Gebärmutterhalskrebs und HPV (www.zervita.de). Ziel der Aufklärungskampagne ist es, das Bewusstsein für das Zervixkarzinom zu erhöhen und über Risikofaktoren, Prävention, Früherkennung und Therapie evidenzbasiert zu informieren. Die Informationen werden für die allgemeine Bevölkerung, speziell für Jugendliche sowie für medizinische Fachkreise zielgruppenspezifisch aufbereitet. Zudem wurden in Zusammenarbeit mit der Ärztliche Gesellschaft zur Gesundheitsförderung (ÄGGF) Lehrmaterialien für Aufklärungsveranstaltungen an Schulen entwickelt.

Anlassbezogene HPV-Aufklärungsaktionen

Aufsuchende oder breit angelegte Impfaufklärungsaktionen vor Ort bieten die Möglichkeit, verschiedene Zielgruppen aktiv anzusprechen und viele Kontakte zu erzeugen. Dabei entsteht eine direkte Interaktion zwischen den Informationsanbietern und der Bevölkerung. Dies ermöglicht zum Teil auch einen offenen Dialog, in dem Fragen zur HPV-Impfung gestellt und evtl. Bedenken angesprochen werden können, was zu einem besseren Verständnis und einer höheren Akzeptanz führen kann.

Bundesweite Aufklärungsaktionen – Beispiel Nationale Krebspräventionswoche 2021

Die Nationale Krebspräventionswoche ist eine gemeinsame Initiative der Deutschen Krebshilfe, des DKFZ und der DKG. Die drei Organisationen machen damit auf das große Potenzial der Prävention aufmerksam.

Seit 2019 findet die Krebspräventionswoche jährlich im September mit jeweils geändertem Fokus statt. Um das Bewusstsein für die HPV-Impfung als effektive Maßnahme zur Prävention HPV-bedingter Krebserkrankungen in Deutschland zu schärfen, wurde „Impfen gegen Krebs" als Thema der Nationalen Krebspräventionswoche 2021 gewählt. Sie stand unter dem Motto „Pikst kurz – schützt lang: Mach dich stark gegen Krebs!“.

Im Mittelpunkt standen Informationen zu Impfungen für Kinder und Jugendliche, die das Risiko für bestimmte Krebserkrankungen im Erwachsenenalter senken, wie die HPV-Impfung. Dafür wurde eine mobile Mitmachstation sowie eine HPV-Wanderausstellung erstellt. In Form eines riesigen HP-Virus ermöglicht es die mobile Mitmachstation Kindern, sich spielerisch Wissen rund um das Thema Impfen und Krebs anzueignen (Abb. A, © Anspach/DKFZ). Die Wanderausstellung „HPV hat viele Gesichter“ porträtiert sechs Menschen, für die eine HPV-bedingte Krebserkrankung zum ständigen Begleiter im Leben wurde (Abb. B, © DKFZ/Jutta Jung).

Perspektivisch sollen beide Exponate in Zukunft für weitere Aufklärung über HP-Viren, die gesundheitlichen Folgen von HPV-Infektionen sowie über die HPV-Impfung deutschlandweit eingesetzt werden. In den Jahren 2023 und 2024 sind sie bereits im Rahmen einer Städtetour in verschiedenen Städten Baden-Württembergs, Bayerns und Niedersachsens sowie in Berlin im Einsatz.

Regionale Aufklärungsaktionen – Beispiel Bayerische Impfwoche 2022

Ein Beispiel für eine landesweite Aufklärungsaktion speziell zum Thema HPV ist die 6. Bayerische Impfwoche. Sie wurde im Jahr 2022 gemeinsam durch die Bayerische Landesarbeitsgemeinschaft Impfen (LAGI) und das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit und Pflege (StMGP; in der neuen Legislaturperiode umbenannt in das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit, Pflege und Prävention) organisiert und bayernweit durchgeführt.

In der Planungsphase wurden zunächst zwei Zielgruppen nach fachlichen und medialen Gesichtspunkten definiert. Es sollten Eltern von Kindern ab 9 Jahren und Jugendliche ab 12 Jahren angesprochen werden. Zu diesem Zweck wurden zwei Informationsflyer jeweils in deutscher und englischer Sprache für die definierten Zielgruppen gestaltet, die auch über die Impfwoche hinaus verwendet werden können. Zudem wurde ein Plakat zur Impfwoche erstellt (Abb. A) und eine Dachmarke etabliert, die geringfügig angepasst auch für zukünftige Impfwochen verwendet werden kann (Abb. B).

Die Impfwoche wurde in München vom damaligen Gesundheitsminister zusammen mit hochrangigen Vertretern der LAGI – wie Vertreter der Kinder- und Jugendärzte, der Haus-, der Frauen- und Betriebsärzte, der Apothekerkammer und des ÖGD – pressewirksam eröffnet. Begleitend startete eine bayernweite Informationskampagne aller LAGI-Mitglieder mit Aktionen u.a. von Gesundheitsämtern, der Ärzteschaft und in Apotheken. Eine breitenwirksame Pressearbeit aller Mitglieder war ein weiteres Kernelement. Dazu gehörten Display- und Screenwerbung sowie Beiträge in den Sozialen Medien und in verschiedenen lokalen und regionalen Zeitungen, zum Beispiel zur Ankündigung der Impfwoche, zur Aufklärung über die HPV-Impfung und Experteninterviews. Zum Abschluss der Impfwoche fand in der Nürnberger Fußgängerzone eine weitere Standaktion statt. Durch attraktive „Give-Aways“ (Müsli-Riegel und Bento-Boxen mit Logo der Impfwoche) und eine 3D-Fotoaktion wurde das Interesse der Zielgruppen an den Impfständen geweckt.

Das Bayerische Staatsministerium für Unterricht und Kultus (StMUK) unterstütze die Bayerische Impfwoche mit einem Schreiben an alle Schulen und der Bitte, das Thema HPV unabhängig des Lehrplanes in den Unterricht zu integrieren sowie mit einem Eltern-Newsletter.

Zur orientierenden Evaluation der Impfwoche ist eine kontinuierliche Auswertung von KV-Abrechnungsdaten zur HPV-Impfung vorgesehen. Die Informationsmaterialien der erfolgreichen HPV-Impfwoche in Bayern werden weiterhin für die Awareness und Aufklärung zu dieser wichtigen Impfung genutzt und so beispielsweise jährlich von den Gesundheitsämtern an alle Schülerinnen und Schüler der sechsten Klassen ausgeteilt. Das StMGP stellt diese nach Absprache auch anderen interessierten Bundesländern für eigene Aktionen zur Verfügung.

Um auf die HPV-Impfung als wichtige Möglichkeit zur Krebsprävention weiterhin aufmerksam zu machen, greift die 7. Bayerische Impfwoche vom 15.07. bis 21.07.2024 erneut dieses Thema auf.

Weitere Informationen und Details zu den einzelnen Aktionen der Bayerischen Impfwochen sowie eine Übersicht zu weiteren gelungen regionalen Aufklärungsaktionen z.B. aus MV, NI, BW mit Links und Beschreibungen folgen in Kürze.

HPV-Impfaufklärung in Schulen

Durch altersgerechte Aufklärung über Infektionen und Impfungen in Schulen kann die Zielgruppe der Kinder und Jugendlichen gut erreicht werden. Die Schule als Lebenswelt bietet zudem nicht nur einen guten Zugang zu bestimmten Altersgruppen, sondern es können dort Kinder und Jugendliche unabhängig von ihrem sozioökonomischen Status, Migrationshintergrund oder der persönlichen Einstellung der Eltern bzw. Erziehungsberechtigten in einem sicheren Umfeld angesprochen werden. In einer schulischen Umgebung können Schülerinnen und Schüler möglicherweise offener Fragen stellen oder über persönliche Erfahrungen leichter sprechen.

HPV und die HPV-Impfung sind aktuell in der Regel nicht in den Lehrplänen der Bundesländer verankert. Eine generelle Impfaufklärung kann im Rahmen der Gesundheitslehre durchgeführt werden. Dabei erfolgt eine Thematisierung von HPV zum Teil auf Eigeninitiative der Schulen. Vorgefertigte Präsentationen und spezielle Informationsmaterialien verschiedener Institutionen können die Lehrerinnen und Lehrer dabei unterstützen (siehe untenstehend im Abschnitt „Verfügbare Aufklärungsmaterialien“).

Zudem bieten auch verschiedene (industrieunabhängige) Organisationen oder Initiativen Impfaufklärung in der Schule an – teilweise speziell auch zum Thema HPV. Im Falle eines solchen externen Anbieters ist die HPV-Aufklärung idealerweise mit weiteren wichtigen Gesundheitsthemen im Jugendalter verknüpft. Gerade auch im Hinblick auf die Akzeptanz der Schulen ist dies sehr wichtig, da für entsprechende Projekte zum Teil wertvolle Unterrichtszeit zur Verfügung gestellt werden muss. Deshalb sollte ein deutlicher Mehrwert dieser Veranstaltungen zum Lehrplan gewährleistet sein.

Nachfolgend werden beispielhaft Projekte, Initiativen und externe Angebote für Impfaufklärung in Schulen aufgeführt. Bei den hier dargestellten Beispielen handelt es sich um reine Aufklärungsaktionen ohne ein zusätzliches Impfangebot.

Projekt „WISSEN SCHÜTZT!“

Durch das Zusammenwirken vieler Akteure – wie z. B. Ministerien und Landesämter einzelner Bundesländer – ist das Projekt „WISSEN SCHÜTZT!“ entstanden. Das bereitgestellte Unterrichtsmaterial besteht aus fünf Modulen, die grundlegendes Basiswissen zum menschlichen Immunsystem, Infektionskrankheiten und ihre Übertragung sowie zum Aufbau und Erhalt des Impfschutzes vermitteln. Einen thematischen Schwerpunkt bilden die Module entsprechend für den Biologie- und Naturwissenschaftsunterricht.

Die Unterrichtsmaterialien sind für Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe I konzipiert und können in allen Schularten (auch berufsbildende Schulen) eingesetzt werden. Speziell angepasst sind sie jedoch an den Rahmenlehrplan für die Grundschule und die Sekundarstufe I der Länder Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen, so dass die dort geforderten Kompetenzen erarbeitet und gefördert werden können. In Hessen ist ein ähnliches Projekt derzeit in Planung.

Herausgeber von „WISSEN SCHÜTZT!“ ist YAEZ, eine spezialisierte Agentur für Kinder- und Jugendkommunikation. Aktuell können die Unterrichtsmaterialien nur noch in Baden-Württemberg über www.mach-den-impfcheck.de bestellt werden; in den anderen oben genannten Bundesländern ist das Material vergriffen bzw. wird aktuell nicht mehr angeboten.

Neben den Unterrichtsmaterialen und den dazugehörigen Anwendungshinweise bietet www.wissenschützt.de zudem weitere Hilfestellungen für Lehrkräfte, wie z. B. Erklärvideos passend zu den Modulen, die die Unterrichtsinhalte leicht verständlich zusammenfassen.

HPV-Impfaufklärung an Schulen durch die ÄGGF

Die Ärztliche Gesellschaft zur Gesundheitsföderung e.V. (ÄGGF) ist ein gemeinnütziger Verein aus ca. 100 Ärztinnen und Ärzten, die ärztliche Gesundheitsbildung im schulischen Setting durchführen. Unterstützt wird die ÄGGF von der BZgA, dem BMG sowie dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.

Das Konzept der ÄGGF basiert auf dem Angebot von Schulstunden zur sexuellen und reproduktiven Gesundheit, in die das Thema der HPV-Impfung in einem größeren Zusammenhang eingebettet wird. Bei Schülerinnen und Schülern wird durch das Aufgreifen altersspezifischer Fragen aus ihrer Lebenswelt rund um das Thema sexuelle und reproduktive Gesundheit eine hohe Aufmerksamkeit erzeugt. Durch die geleitete Gesprächsführung durch die Ärztinnen und Ärzte und die Auseinandersetzung mit der Thematik werden bei den Schülerinnen und Schülern neue Fragen oder Informationswünsche generiert wie z. B. zu HPV und entsprechenden Präventionsmöglichkeiten.

Die ÄGGF bietet ihre wissenschaftlich basierten Informationsveranstaltungen für die Klassenstufen 4 bis 13 aller Schulformen (Schwerpunkt Schulen in sozialen Brennpunkten) an. Dies entspricht den 9- bis ca. 20-Jährigen und deckt damit sehr gut alle Altersgruppen ab, für die die HPV-Impfung empfohlen ist. Begleitend gibt es spezielle Infoveranstaltungen für Eltern und Lehrkräfte. In den Jahren 2017-2021 führte die ÄGGF über 17.000 Veranstaltungen zum Thema HPV im Schulsetting durch und erreichte damit über 250.000 Schülerinnen und Schüler. Die direkte Befragung der Zielgruppe zu ihrem Wissenstand (vor und nach den Veranstaltungen), aber auch die Einschätzung von Lehrkräften und von den Ärztinnen und Ärzten der ÄGGF, zeigte einen deutlichen Wissenszuwachs hinsichtlich HPV und HPV-Impfung bei den Schülerinnen und Schülern durch die Aufklärungsveranstaltungen der ÄGGF (Högemann et al., Epid Bull 2022). Zusätzlich entwickelte die ÄGGF neben Didaktikmaterialien für den Unterricht Infoflyer jeweils für Heranwachsende und Eltern in mehreren Sprachen sowie eine Internetseite mit FAQs für Eltern: www.aeggf.de/hpv-impfung.

Studentische Initiative „Impf Dich“

Auch die studentische Initiative „Impf Dich“ (Impfaufklärung in Deutschland e.V.) bietet kostenfrei wissenschaftsbasierte Impfaufklärung in Schulen an. In 17 Lokalgruppen über ganz Deutschland verteilt engagieren sich dabei ehrenamtlich vorwiegend Medizinstudierende, junge Ärztinnen und Ärzte und Studierende fachnaher Disziplinen.

Im Schulprojekt von „Impf Dich“ soll Jugendlichen Wissen rund um Infektionskrankheiten, Immunologie und Impfungen vermittelt werden. Die Veranstaltungen mit einem anschließenden freiwilligen Impfpass-Check werden in der Regel ab der 7. Klasse weiterführender Schulen angeboten und sprechen daher ca. 12- bis 18-Jährige an. Dadurch können Jugendliche, die bislang noch nicht gegen HPV geimpft wurden, möglicherweise noch vom Nutzen der Impfung überzeugt werden.

HPV-Schulprojekt „Schüler informieren Schüler“ in Mecklenburg-Vorpommern

Im Zuge der Entwicklung des gemeinsamen NaLI-Konzepts wurde in Mecklenburg-Vorpommern, das bis zur Nationalen Impfkonferenz 2024 als deren Gastgeber für zwei Jahre den NaLI-Vorsitz innehatte, das HPV-Pilotprojekt „Schüler informieren Schüler“ ins Leben gerufen. Federführend bei der Konzeption des Projekts war das Landesamt für Gesundheit und Soziales (LAGuS) in Kooperation mit dem Sozial- und dem Bildungsministerium Mecklenburg-Vorpommern, der Universitätsmedizin Rostock und der Krebsstiftung „Betroffen“.

Im Rahmen des Projekts wurden im Schuljahr 2023/24 Kinder der 5. Klassen sowie deren Eltern gezielt zum Thema HPV aufgeklärt. Neben der Wissensvermittlung unter den Aspekten Immunsystem, Krebsprävention und Gesundheitsvorsorge (Impfung) stand auch die Sensibilisierung und der Abbau von eventuellen Vorurteilen im Fokus.

Nach Informations- und Diskussionsrunden mit den Schulämtern, dem Landeselternrat, den Lehrerinnen und Lehrern sowie den Eltern wurde zu Beginn der Projekttage ein altersgerechter Einführungsvortrag durch Medizinstudierende in den Klassen gehalten. Im Anschluss wurden kleine interaktive Diskussionsrunden für die Schülerinnen und Schüler angeboten.

Dabei kamen auch Informationsmaterialien, die für dieses Projekt vom Sozialministerium zusammen mit dem LAGuS neu herausgegeben wurden, zum Einsatz. Anschließend erarbeiteten die Schülerinnen und Schüler selbst Projektideen. Dabei ging es darum, wie sich Kinder untereinander und aus ihrer eigenen Perspektive über die o. g. Themenkomplexe informieren.

Die Projektarbeiten wurden bis Ende Februar beim LAGuS eingereicht und durch eine Fachjury prämiert. Die besten und kreativsten Ideen wurden auf der 9. Nationalen Impfkonferenz im Juni 2024 in Rostock-Warnemünde vorgestellt.

Verfügbare Aufklärungsmaterialien

Seriöse und neutrale Aufklärungsmaterialien zum Thema HPV und HPV-Impfung werden von verschiedenen Anbietern zur Verfügung gestellt. Neben online verfügbaren Informationen auf Internetseiten können Druckmedien wie Broschüren, Flyer und Plakate zudem in der Regel kostenlos bestellt oder heruntergeladen werden.

Zudem stehen für zielgruppenspezifische Vorträge Präsentationsfolien und Videomaterial verschiedener Akteure zur Verfügung. Die Informationsmaterialien sind somit leicht zugänglich und bieten verlässliche Informationen für Jugendliche, Eltern und Gesundheitsfachkräfte.

Auswahl von allgemein verfügbaren Aufklärungsmaterialien:

BZgA

Die BZgA stellt eine Reihe von HPV-Aufklärungsmaterialien im Rahmen der LIEBESLEBEN-Initiative bereit. Dazu gehören zum Beispiel die Elternbroschüre zur HPV-Impfung oder die Wendebroschüre zu HPV und Feigwarzen für die Gesamtbevölkerung. Aktuell konzentrieren sich die HPV-Maßnahmen der BZgA insbesondere auf die Zielgruppe der Eltern und Ärztinnen und Ärzte als Multiplikatorinnen/Multiplikatoren.

Weiterhin werden Jugendliche und junge Erwachsene angesprochen. Mit geschlechtsspezifischen Wartezimmerplakaten für die ärztliche Praxis werden sowohl junge Frauen als auch junge Männer getrennt voneinander angesprochen. Derzeit wird ein neues Wartezimmerplakat zur gemeinsamen Ansprache von jungen Frauen und jungen Männern entwickelt. Alle Materialien enthalten einen Link/QR-Code zur HPV-Landingpage.

RKI

Das RKI hat zur Unterstützung der impfenden Ärzteschaft kompakte Faktenblätter zum Impfen entwickelt – darunter auch ein Faktenblatt zur HPV-Impfung. Die übersichtliche Darstellung soll als Kurzinformation dienen und im Gespräch mit Patientinnen und Patienten sowie mit Eltern oder anderen Sorgeberechtigten unterstützen.

Impfkampagnen der Bundesländer

  • Mecklenburg-Vorpommern: Im Rahmen der Kampagne MV impft werden zum Beispiel verschiedene Informationsmaterialien zur Verfügung gestellt. Dazu gehört ein HPV-Informationsflyer, der Antworten auf wichtige Fragen zur HPV-Impfung für Mädchen und Jungen bietet.
    Zusätzlich stehen in der Mediathek Kurzfilme unter dem Motto „Impfen ist Gemeinschaftsaufgabe“ und „Impfen ist Freundschaftsdienst“ bereit, die humorvoll die HPV-Impfung thematisieren.
  • Bayern: Die eigens für die 6. Bayerische Impfwoche 2022 erstellten Materialien zu HPV wurden Anfang 2024 aktualisiert (siehe im Abschnitt Anlassbezogene HPV-Aufklärungsaktionen den Menu-Punkt: Regionale Aufklärungsaktionen - Beispiel Bayerische Impfwoche 2022). Die zielgruppenspezifischen HPV-Flyer stehen im Bestellshop in deutscher und englischer Sprache kostenlos zum Download und gedruckt zur Verfügung. Zudem gibt es ein erfolgreiches multidiszipliäres Schulprojekt zur HPV-Impfung des Gesundheitsamt Rosenheim (Link zu Beschreibung und Materialien folgt in Kürze).

Projektgruppe ZERVITA

Die Projektgruppe ZERVITA stellt eine Vielzahl von Informations-Flyern und Broschüren rund um das Thema HPV und die HPV-Impfung für verschiedene Zielgruppen als Download bereit. Neben verschiedenen Informationsmaterialien für Jugendliche und deren Eltern richten sich diese auch speziell an Lehrerinnen und Lehrer.

Ärztliche Gesellschaft zur Gesundheitsförderung (ÄGGF)

Die ÄGGF bietet jeweils in einem Flyer Wissenswertes rund um die HPV-Impfung speziell für Schülerinnen und Schüler sowie Eltern an. Die Flyer entstanden im Rahmen der HPV-Impfmotivations- und Aufklärungskampagne „SPI:Ke – Sexualität, Pubertät, Impfen: Kenne deinen Körper!“ mit der BAHN BKK und stehen in mehreren Sprachen zur Verfügung. Weiterhin hat die ÄGGF eine Webseite für Eltern mit FAQs zur HPV-Impfung entwickelt, die mittels „Google Translate“ in viele Sprachen übersetzt wird.

Deutsche Krebsforschungszentrum und Krebsinformationsdienst

  • Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) stellt verschiedene Informationsmaterialien auf www.dkfz.de zum Thema HPV und HPV-Impfung zur Verfügung. Dazu gehören Infografiken speziell für Eltern mit kurzen Botschaften, warum diese ihre Kinder gegen Infektionen mit HPV impfen lassen sollten.
    Das Faktenblatt Impfung gegen HPV-Infektionen bietet hingegen weiterführende Informationen und Hintergründe zu HP-Viren und der schützenden Impfung. Zudem gibt das DKFZ in einer weiteren Infografik Hinweise für Gesundheitspersonal, wie sich die HPV-Impfquote weiter steigern lässt.
  • Der Krebsinformationsdienst des DKFZ bietet umfassende Informationen zu verschiedenen Krebsarten, deren Prävention, Diagnose, Behandlung und Nachsorge. Im Rahmen seiner Aufklärungsarbeit spielt auch das Thema HPV eine wichtige Rolle. Zu den bereitgestellten Materialien gehören Informationsblätter zur Krebsentstehung durch HPV und wie man sich durch eine HPV-Impfung schützen kann. Das Informationsmaterial richtet sich an Patientinnen und Patienten, deren Angehörige und an alle Interessierten.

    In der Online-Veranstaltungsreihe „Verständlich informiert zu Krebs – Ihre Fragen, unsere Antworten“ informieren zudem Expertinnen und Experten über verschiedene Themen – über die HPV-Impfung zuletzt im November 2023. Um die Reichweite zu erhöhen, können die Präsentationen (Vortragsfolien) in der Regel auch nach der Veranstaltung bei Interesse online unter obigem Link eingesehen werden. Zusätzlich bietet der Krebsinformationsdienst individuelle Beratungen durch Ärztinnen und Ärzte in seiner Telefon-Hotline oder per E-Mail an.

Stiftung Deutsche Krebshilfe und DKG

In Zusammenarbeit zwischen der Stiftung Deutsche Krebshilfe und der DKG entstand eine ausführliche Broschüre, die u. a. Gebärmutterhalskrebs und dessen Prävention thematisiert. Als Teil der Broschürenserie „blaue Ratgeber“ gibt er Antworten auf medizinisch drängende Fragen, bietet konkrete Hilfen für Betroffene an und zeigt Perspektiven auf für ein Leben mit und nach dem Krebs.

Europaweite Initiativen und Aufklärungskampagnen

EU-Initiative PartnERship to Contrast HPV (PERCH)

Um die eigene Öffentlichkeitsarbeit zu verbessern, kann Deutschland auch von den Erfahrungen anderer Länder profitieren und daraus lernen. In Arbeitspaket 6 der EU-Initiative PERCH soll das Wissen und das Bewusstsein über HPV-bedingte Erkrankungen und deren Prävention bei heranwachsenden Mädchen und Jungen erhöht werden. Dazu sollen u. a. Lösungen zur Verbesserung des Zugangs zu und der Nutzung von zuverlässigen Informationen über die HPV-Impfung erarbeitet werden, um das Vertrauen in der Bevölkerung zu stärken. 

Dänische Informationskampagne „Stop HPV – get vaccinated“

Im Zuge des länderübergreifenden Wissens- und Erfahrungsaustausches im Rahmen von PERCH wurde im Oktober 2023 die dänische Informationskampagne „Stop HPV – get vaccinated vorgestellt. Diese wurde 2017 als Reaktion auf einen Einbruch der HPV-Impfquoten in Dänemark (von ca. 80% auf ca. 35%) initiiert. Der Impfquoteneinbruch war die Folge einer negativen Medienberichterstattung, die insbesondere die Sicherheit der HPV-Impfung in Frage stellte. Es erforderte große Anstrengungen, um das Vertrauen in die HPV-Impfstoffe in Dänemark wieder herzustellen und die Durchimpfungsraten wieder zu erhöhen.

Die Informationskampagne entstand in Zusammenarbeit zwischen der Dänischen Gesundheitsbehörde, der Dänischen Krebsgesellschaft und der dänischen Ärztekammer. Vor der Konzeption der Kampagne wurde eine Umfrage zu den Bedenken der Eltern in Bezug auf die HPV-Impfung durchgeführt. Die wichtigsten Erkenntnisse waren, dass sich die Eltern mehr Informationen zu den HPV-Impfstoffen wünschten und dass ihre Hauptinformationsquelle Online-Medien waren. Als Zielgruppen wurden Eltern von 10- bis 14-jährigen Kindern (primäre Zielgruppe) und ungeimpfte Mädchen im Alter von 15 bis 17 Jahren (sekundäre Zielgruppe) definiert.

Die Zielgruppe der Jugendlichen stellt hierbei eine besondere Herausforderung dar, da sich die bevorzugten Social-Media-Kanäle schnell ändern können. Über eine Kampagnen-Website und eine Facebook-Seite wurden verschiedene Arten von Informationen, Fallgeschichten und kurze Filme veröffentlicht. Als besonders wertvoll zeigte sich dabei eine Kombination von Fakten und Emotionen („heart-brain communication“) durch abwechslungsreiche Inhalte (Pedersen et al., Vaccine 2020).Zudem wurden Presseberichte veröffentlicht und lokale Aktionen durchgeführt. Dadurch war es möglich, direkt mit den Zielgruppen zu kommunizieren und Fragen zu beantworten.

Mit Beginn der Informationskampagne stiegen die HPV-Impfquoten in Dänemark wieder an. Nach Abschluss der Kampagne erholte sich die Inanspruchnahme der HPV-Impfung schließlich wieder auf das Ausgangsniveau vor der negativen Berichterstattung. Einen wichtigen Beitrag hatten dabei auch Nachholimpfungen (Hansen et al., Vaccine 2020).

Kommunikationsstrategien der WHO

Für die Planung von Impfaufklärungsaktionen bietet auch die WHO hilfreiche Empfehlungen und Hinweise zu Kommunikationsstrategien an. Die Handreichung „Vaccination and trust“ ist unter folgendem Link als Download verfügbar: www.who.int/publications/i/item/vaccination-and-trust.

© Nationale Lenkungsgruppe Impfen